Die Bibliothek von Alexandria und die Serapeum Bibliothek

THE ALEXANDRIAN LIBRAR Y AND ITS
AFTERMATH – https://d-nb.info/1251238459/34

1. Stellung der Astrologie in Alexandria

  • Alexandria war eines der Hauptzentren hellenistischer Astrologie.
  • Dort wirkten bedeutende Autoren wie Manetho, Petosiris, Nechepso (legendär), später Vettius Valens (2. Jh. n. Chr.), und die alexandrinische Redaktion der Texte von Hermes Trismegistos.
  • Auch die berühmte Astrologie-Handschrift von Dorotheus von Sidon war in der hellenistischen Welt im Umlauf, ebenso astronomische Tabellen (z. B. Hipparchos, Ptolemäus).

2. Inhalt der Bibliotheken

  • Antike Bibliotheken waren universalistisch: sie sammelten alle Wissensbereiche – Poesie, Philosophie, Medizin, Astronomie, Mathematik, Religion, Astrologie, Magie.
  • Für Alexandria ist ausdrücklich überliefert, dass dort astronomische und astrologische Texte gesammelt wurden (z. B. von Berossos, der um 290 v. Chr. nach Alexandria kam und die babylonische Astrologie vermittelte).
  • Der Tempel des Serapis selbst war ein Ort, wo Religion, Astronomie und Astrologie zusammenflossen. Serapis wurde mit kosmischen Mächten und Zeitzyklen in Verbindung gebracht.

3. Indizien für astrologische Bestände im Serapeum

  • Da die Serapeum-Bibliothek eine Erweiterung oder Zweigstelle der Großen Bibliothek war, ist davon auszugehen, dass auch dort astrologische Schriften aufbewahrt wurden.
  • Besonders wahrscheinlich sind Texte aus dem hermetischen Milieu (Astrologie, Alchemie, Theurgie).
  • Spätere Berichte über „heidnische Bücher“ im Serapeum, die von den Christen vernichtet wurden (391 n. Chr.), sprechen von „magischen und abergläubischen Schriften“ – was in der Spätantike häufig Astrologie einschloss.

Fazit:
Es gibt keine direkte Quellenstelle „die Serapeum-Bibliothek enthielt astrologische Werke“, aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit waren dort astrologische Texte vorhanden – sowohl griechisch-hellenistische als auch babylonische Überlieferungen, die in Alexandria zirkulierten.

Die Frage nach den Zerstörungen der beiden berühmten alexandrinischen Bibliotheken (Museion-Hauptbibliothek und Serapeum-Tochterbibliothek) ist kompliziert, weil die antiken Quellen widersprüchlich sind.

1. Die Große Bibliothek im Museion (Hauptbibliothek)

  • Gründung: um 280 v. Chr. unter Ptolemaios II. Philadelphos.
  • Erste Katastrophe: 48 v. Chr., als Cäsar während des Alexandrinischen Krieges die Schiffe im Hafen anzünden ließ. Dabei sollen nach Plutarch, Seneca u. a. Bücher verbrannt worden sein (ob die ganze Bibliothek oder nur ein Teil – unklar).
  • Weitere Verluste:
    • Wahrscheinlich auch unter Aurelian (270–275 n. Chr.), als Alexandria belagert wurde.
    • Möglicherweise endgültige Zerstörung während der Zeit Diokletians (ca. 297 n. Chr.).
  • Ergebnis: Spätestens im 3. Jahrhundert n. Chr. war die Hauptbibliothek nicht mehr in voller Blüte, sondern zerstreut oder vernichtet.

2. Die Bibliothek im Serapeum (Tochterbibliothek)

  • Einrichtung: wahrscheinlich unter Ptolemaios III. als Auslagerung von Dubletten und Ergänzung der Hauptbibliothek.
  • Zerstörung: 391 n. Chr., als Kaiser Theodosius I. den heidnischen Kult verbot und Patriarch Theophilos den Tempel des Serapis in Alexandria zerstören ließ.
    • Zeitgenossen wie Orosius berichten, dass damals noch „unzählige Bücher“ im Serapeum gewesen seien.
    • Diese wurden entweder verbrannt oder verstreut.

Zusammenfassung

  • Große Bibliothek (Museion): mehrfache Zerstörungen zwischen 48 v. Chr. und ca. 270–297 n. Chr.; spätestens im 3. Jh. n. Chr. verloren.
  • Serapeum-Bibliothek: 391 n. Chr. im Zuge der Zerstörung des Serapeums vernichtet.
  • Quellenübersicht mit den wichtigsten antiken Autoren, die über die Zerstörung(en) der Bibliothek(en) in Alexandria berichten. Sie widersprechen sich, und moderne Historiker rekonstruieren daraus das Puzzle.

    Quellen zur Großen Bibliothek (Museion)
    1. Cäsars Alexandrinischer Krieg (48 v. Chr.)
    Plutarch, Caesar 49,6
    Beim Brand der Schiffe im Hafen sei auch ein Teil der Bibliothek in Flammen aufgegangen.
    Seneca, De tranquillitate animi 9,5
    „Vierzigtausend Bücher seien verbrannt.“ (eine Zahl, die wahrscheinlich zu niedrig angesetzt ist).
    Aulus Gellius, Noctes Atticae 7,17
    Bestätigt, dass viele Bücher bei Cäsars Feldzug verloren gingen.
    Dio Cassius, Römische Geschichte 42,38
    Spricht ebenfalls von einem Brand im Zusammenhang mit Cäsars Kämpfen.
    Hier ist unklar: war es die gesamte Hauptbibliothek oder nur Lagerbestände am Hafen?

    2. Weitere Zerstörungen (3. Jh. n. Chr.)
    Ammianus Marcellinus, Res gestae 22,16,12–13 (um 380 n. Chr.)
    Beschreibt die einstige Pracht der Bibliothek, spricht aber von ihrem Untergang in den Kriegen („das Museion mit seiner Bibliothek wurde geplündert“).
    Eusebius, Chronik und andere:
    Erwähnen Verluste im Zuge der Kämpfe unter Aurelian (270–275 n. Chr.) oder später unter Diokletian (297 n. Chr.).

    Quellen zur Serapeum-Bibliothek (Tochterbibliothek)
    3. Zerstörung 391 n. Chr.
    Orosius, Historiarum adversus paganos libri VII 6,15,31
    Als Christ berichtet er, dass „unzählige Bücher“ im Serapeum vernichtet oder verstreut wurden, als Theophilos den Tempel zerstören ließ.
    Sokrates Scholasticus, Kirchengeschichte 5,16–17
    Erzählt von der Zerstörung des Serapeums, erwähnt aber nicht ausdrücklich die Bücher.
    Rufinus von Aquileia, Kirchengeschichte 11,23
    Gleiche Schilderung wie Sokrates: Tempelzerstörung 391, aber ohne Bücher.
    Sozomenos, Kirchengeschichte 7,15
    Parallele Darstellung, wieder Schwerpunkt auf der Tempelzerstörung.
    Nur Orosius erwähnt ausdrücklich Bücher im Serapeum – er ist also unsere Hauptquelle für die „zweite Bibliothek“.

    Fazit aus den Quellen
    Museion-Bibliothek:
    Teilverluste schon 48 v. Chr. (Plutarch, Seneca).
    Wahrscheinlich endgültig zerstört in den Kämpfen des 3. Jh. (Ammianus).
    Serapeum-Bibliothek:
    Zerstört 391 n. Chr. zusammen mit dem Serapis-Tempel.
    Orosius ist die einzige Quelle, die hier ausdrücklich von Büchern spricht.
  • Ein grundlegendes Werk ist der Sammelband „The Library of Alexandria: Centre of Learning in the Ancient World“, herausgegeben von Roy MacLeod (2005). Dieses Buch enthält Beiträge verschiedener Forscher und behandelt sowohl die Geschichte und Funktion der Bibliothek im Museion als auch ihre kulturelle Bedeutung. Es geht außerdem detailliert auf die unterschiedlichen Berichte über ihre Zerstörung ein.
  • Sehr verbreitet ist auch Luciano Canforas „The Vanished Library“ (zuerst 1989, mehrfach aufgelegt). Dieses Werk ist kürzer und lesbarer, verbindet aber historische Quellen mit Rekonstruktionen und diskutiert, welche Mythen rund um die Bibliothek entstanden sind und was sich davon historisch halten lässt.
  • Eher populär erzählt Derek Adie Flower in „The Shores of Wisdom: The Story of the Ancient Library of Alexandria“ die Geschichte der Bibliothek. Dieses Buch richtet sich weniger an Fachhistoriker, sondern bietet eine erzählerische Darstellung für ein breiteres Publikum.
  • Eine neuere wissenschaftliche Veröffentlichung ist „The Rise and Fall of the Library of Alexandria“ (Cambridge Scholars Publishing), die Gründung, Wachstum und Zerstörungen der Bibliothek behandelt und aktuelle Forschungsdiskussionen einbezieht.
  • Für den späteren Untergang des Serapeums ist außerdem Catherine Nixeys „The Darkening Age: The Christian Destruction of the Classical World“ (2017) wichtig. Zwar geht es nicht ausschließlich um Alexandria, aber sie beschreibt detailliert, wie in der Spätantike christliche Bewegungen heidnische Heiligtümer und Schriften zerstörten – mit Alexandria und dem Serapeum als prominenten Beispielen.

What Happened to the Ancient Library of Alexandria?

https://brill.com/edcollbook/title/13835?utm_source=chatgpt.com

  • das Brill-Buch What Happened to the Ancient Library of Alexandria? (2008) ist eine der modernen Standardquellen zur Bibliothek von Alexandria und den Fragen um ihre Zerstörung.
    Details des Buches
    Titel: What Happened to the Ancient Library of Alexandria?
    Herausgeber: Mostafa El-Abbadi, Omnia Fathallah, mit einem Vorwort von Ismail Serageldin Brill+2catalogue.nla.gov.au+2
    Verlag: Brill, Leiden / Boston 2008 Brill+1
    Seiten: xx + 259 Seiten catalogue.nla.gov.au+1
    Sprachen: Englisch, mit mindestens zwei Kapiteln in Französisch library.holycross.edu+1

    Inhalt / Kapitel, die besonders relevant sind
    Das Buch ist eine Aufsatzsammlung („edited volume“) und enthält Beiträge, die verschiedene Aspekte beleuchten:
    Institutionen von Bibliotheken in altägyptischer Zeit (z. B. Tempelbibliotheken) Brill
    Der Alexandrinische Brand 48 v. Chr.: Bewertung der antiken Berichte zu diesem Ereignis „Earth, Wind, and Fire: The Alexandrian Fire-Storm of 48 B.C.“, von William J. Cherf Brill+1
    Archäologische Sicht auf die Zerstörung oder den Verfall der Bibliothek und der Tochterbibliothek („Demise of the Daughter Library“ von El-Abbadi) Brill+2openpublishing.psu.edu+2
    Die Zerstörung des Serapeums, insbesondere in der Spätantike, sowie das kulturelle Umfeld und die Haltung der Kirche gegenüber antiklerikalen und heidnischen Institutionen. Brill+1
    Ein Kapitel, das sich mit dem späteren arabischen Mythos auseinandersetzt, wonach der Kalif Omar angeblich die Bibliothek vollständig vernichtet haben soll — und dieses Kapitel versucht, diesen Mythos kritisch zu prüfen. Brill+1

    Es bietet dieses Buch:
    Eine kritische Auswertung antiker Quellen: Wer sagte wann was, wie zuverlässig sind die Berichte, welche Unterschiede gibt es.
    Archaeologische Befunde und moderne Interpretationen: Es wird nicht nur auf alten Texten herumgeritten, sondern auch geprüft, was archäologisch belastbar ist.
    Ein differenzierter Blick auf die Zerstörungen: Das Buch zeigt deutlich, dass es nicht eine einzelne Katastrophe war, sondern mehrere Risiken (Krieg, Feuer, Vernachlässigung, religiöser Wandel) über Jahrhunderte hinweg.
    Reflexion über Mythen und Legenden: Z. B. wie das Bild entstanden ist, dass die Bibliothek durch einen einzigen Brand oder durch „die Christen“ oder „den Kalif Omar“ zerstört worden sei.
  • 1. Claudios Ptolemaios (ca. 100–170 n. Chr.)
    Er wirkte in Alexandria als Astronom, Mathematiker und Astrologe.
    Sein Tetrabiblos (Astrologie) und seine Almagest (Astronomie) zeigen, dass er eine immense Textkenntnis hatte – sowohl babylonischer Astronomie als auch griechischer mathematischer Tradition.
    Er zitiert ältere Autoren wie Hipparchos, aber oft indirekt.
    Ob er Zugang zur Bibliothek hatte, ist nicht belegt, aber sehr wahrscheinlich, da er in Alexandria arbeitete und dort intellektuell aktiv war.
    Wenn die Hauptbibliothek zu seiner Zeit (2. Jh. n. Chr.) bereits geschädigt war, wäre das Serapeum als Tochterbibliothek die naheliegende Quelle gewesen.
    Viele Forscher (z. B. in MacLeod 2005, El-Abbadi 2008) nehmen an, dass Ptolemaios in der Tradition der alexandrinischen Gelehrten stand und Bibliotheksmaterialien genutzt haben dürfte, auch wenn es keine direkte Aussage gibt.

    2. Vettius Valens (ca. 120–175 n. Chr.)
    Ebenfalls in Alexandria tätig.
    Sein Werk Anthologiae (neun Bücher) ist eine riesige Sammlung von Zitaten und Exzerpten älterer Astrologen (z. B. Nechepso, Petosiris, Hermes, Dorotheus von Sidon).
    Das Material deutet klar darauf hin, dass er Zugang zu einer großen Textsammlung hatte, sonst hätte er nicht eine solche Fülle an Quellen kompilieren können.
    In den Anthologiae beklagt er oft sein schweres Leben und spricht Studenten an – er war also eher ein praktizierender Astrologe als ein Hofgelehrter.
    Indizien: Seine Kenntnis sehr seltener Texte (die sonst nicht überliefert sind) deutet stark darauf hin, dass er Bestände aus dem Serapeum oder zumindest aus Alexandrias literarischer Tradition kannte.

    3. Historischer Kontext
    Zur Zeit von Ptolemaios und Valens (2. Jh. n. Chr.) war die Museion-Bibliothek wahrscheinlich schon beschädigt oder verkleinert, aber die Serapeum-Bibliothek existierte noch und war eine der größten Sammlungen der Welt.
    Beide Autoren saßen in Alexandria, also an genau dem Ort, wo die Bestände zugänglich waren.
    Wir haben keine direkte Quelle wie „Valens las im Serapeum“ – aber die Textfülle in ihren Werken ist ein starkes Indiz.

    Fazit
    Belegbar ist kein direkter Zugang.
    Sehr wahrscheinlich ist:
    Ptolemaios nutzte bibliothekarische Bestände (vielleicht Serapeum), um seine astronomisch-astrologische Synthese zu schaffen.
    Vettius Valens hatte Zugang zu umfangreichen Handschriften in Alexandria, wohl über das Serapeum oder private Sammlungen, die eng mit der Bibliothekstradition verbunden waren.
  • Übersicht zusammen, welche Quellen Vettius Valens in seinen Anthologiae zitiert, und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er diese Werke aus dem alexandrinischen Bibliotheksumfeld (Serapeum oder damit verbundene Sammlungen) kannte.

    Quellen bei Vettius Valens (Anthologiae, 2. Jh. n. Chr.)
    1. Nechepso und Petosiris
    Mythisch-legendäre Königs- und Priesterfiguren, oft gemeinsam genannt.
    Valens bezieht sich auf sie als Autorität für Schicksals- und Prognosetechnik.
    Diese Texte kursierten wahrscheinlich schon seit ptolemäischer Zeit in Alexandria, in griechischer Übersetzung.
    Sehr wahrscheinlich in der Bibliothek vorhanden.

    2. Hermes Trismegistos
    Valens zitiert hermetische Schriften mit astrologischem Inhalt.
    Alexandria war das Zentrum der Hermetik, die dort im 1.–3. Jh. n. Chr. aufblühte.
    Nahezu sicher: Valens hatte Zugang zu hermetischen Handschriften, die im Serapeum oder in Kreisen um die Bibliothek zirkulierten.

    3. Dorotheus von Sidon (1. Jh. n. Chr.)
    Verfasser des berühmten Carmen Astrologicum, ursprünglich in griechischen Hexametern.
    Valens überliefert Teile und Techniken daraus.
    Dorotheus war im östlichen Mittelmeerraum bekannt, Alexandria dürfte ein Hauptort der Überlieferung gewesen sein.
    Hochwahrscheinlich: Alexandrinische Kopien standen Valens zur Verfügung.

    4. Hipparchos (2. Jh. v. Chr.)
    Valens nennt Hipparchos nicht oft direkt, aber benutzt astronomische Methoden, die von Hipparchos stammen.
    Hipparchos war über Ptolemaios’ Almagest vermittelt, aber Teile könnten auch direkt in Alexandria zirkuliert haben.
    Möglich, aber hier eher indirekter Zugang.

    5. Chairemon von Alexandria (1. Jh. n. Chr.)
    Stoischer Philosoph und Astrologe, Priester des Serapis.
    Einige Fragmente finden sich bei Valens, möglicherweise über Schülerkreise.
    Sehr wahrscheinlich lokal, d. h. über das Serapeum-Milieu.

    6. Manetho (Astrologica)
    Priester aus Sebennytos (3. Jh. v. Chr.), angeblich auch astrologische Werke.
    Valens erwähnt ihn indirekt.
    Gut möglich, dass Valens alte Manetho-Traditionen über Alexandria erhielt.

    7. Zeitgenössische und unbekannte Autoren
    Valens zitiert viele anonyme oder heute verlorene astrologische Schriften.
    Manche sind nur bei ihm überliefert.
    Das legt nahe, dass er in Archiven oder Bibliotheken stöberte, wo Texte lagerten, die sonst nicht verbreitet waren.

    Fazit
    Vettius Valens schöpfte aus einer ungeheuren Textfülle: Nechepso, Petosiris, Hermes, Dorotheus, Hipparchos-Tradition, Chairemon, Manetho.
    Sehr wahrscheinlich stammen viele davon aus alexandrinischen Beständen, die mit der Serapeum-Bibliothek verbunden waren.
    Ohne Zugang zu einer solchen Sammlung wäre die Anthologiae kaum in dieser Form entstanden.
  • Ja, es gibt in der Forschung immer wieder Diskussionen über die mögliche Nutzung der Bibliotheken von Alexandria und des Serapeums durch Claudius Ptolemäus (2. Jh. n. Chr.) und Vettius Valens (um 120–175 n. Chr.).
  • Zum Hintergrund:
  • Die große Bibliothek von Alexandria war spätestens seit der römischen Kaiserzeit stark dezimiert. Ob sie nach Caesars Brand (48 v. Chr.) oder späteren Ereignissen (z. B. unter Aurelian ca. 270 n. Chr.) noch als zentrale Bibliothek existierte, ist unsicher.
  • Das Serapeum mit seiner Tochterbibliothek existierte nachweislich bis 391 n. Chr. (Zerstörung unter Theodosius’ Dekreten). In ptolemäischer und früher römischer Zeit war es ein bedeutendes Studienzentrum.
  • Forschung zu Ptolemäus und Valens:
  • Ptolemäus (wirksam in Alexandria) dürfte durch seine astronomischen Tabellen und systematische Darstellung (Almagest, Tetrabiblos) von einem reichen wissenschaftlichen Milieu profitiert haben. Manche Forscher vermuten, dass er noch Zugang zu Beständen des Serapeums hatte, aber es gibt keinen direkten Beleg.
  • Vettius Valens, ebenfalls in Alexandria tätig, zitiert in seinen Anthologiae explizit viele frühere Autoren (z. B. Nechepso, Petosiris, Dorotheus, Kritodemus). Ob er diese Texte aus Handschriften der Bibliotheken kannte oder aus der gelehrten Überlieferung seiner Zeit, bleibt offen. Seine Textkenntnis legt nahe, dass er außergewöhnlich gute Quellen zur Verfügung hatte – was Alexandria als Studienort stützt.
  • Quellenlage: Antike Texte berichten nicht ausdrücklich, dass einer von beiden „in der Bibliothek gelesen“ habe. Vielmehr rekonstruiert die moderne Forschung indirekt, dass Alexandria mit seinen Bibliotheken und Archiven ein naheliegender Zugang zu solchen Werken bot.
  • Moderne Literatur (Auswahl):
  • Lionel Casson: Libraries in the Ancient World (2001) – allgemeiner Überblick zu Bibliotheken, inkl. Alexandria.
  • Roger Bagnall: Alexandria: Library of Dreams (2022) – aktuelle Neubewertung.
  • Alexander Jones: Ptolemy in Perspective (2010) – zur wissenschaftlichen Methode und Quellenlage Ptolemäus’.
  • Wolfgang Hübner: Beiträge zu Vettius Valens, u. a. in Antike Astrologie (2005).
  • Brill 2008: Leuven Studies in Classical and Near Eastern Thought und andere Sammelbände behandeln speziell die Überlieferungswege antiker astrologischer Texte.
  • Fazit:
  • Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Ptolemäus oder Valens direkten Zugang zu den Bibliotheken hatten. Aber ihre Werke zeigen, dass sie in Alexandria außergewöhnlich reiche Quellen nutzten – höchstwahrscheinlich über dieselben Netzwerke und Institutionen, die mit der Bibliothekstradition verbunden waren.